Die Jugend
von
am 27.10.2011 um 16:47 (51056 Hits)
In meiner Jugend bin ich auf den Bolzplatz gegangen und hab da gekickt. Heute geht die Jugend zum Fußball um sich zu schlagen, denn "das gehört heute ja dazu" und "das ist doch normal". Dies ist das Fazit eine Diskussion mit Lauterer-Fans.
Aber, wie immer, die Geschichte von Anfang an: Gestern in der Berufsschule, Fach Religion (ich glaube es ist mehr eine Art Persönlichkeitsbildung), fing der Lehrer mit einer kleinen Geschichte von einer jungen Dame an, die bei Heimspielen im Stadion der Lauterer in der Westkurve stehen darf. Ultras haben ihr die Klamotten zerissen, sie bespuckt und beschimpft.
Er erzählte eine weitere Geschichte, von einem jungen Mann, den er beim Betreten der Westkurve sah und dessen Pulli ein Abbild Rudolfs Heß und die Aufschrift "Rudolf Heß - Märtyrer für Deutschland" präsentierte. Er, der Lehrer, sei zu einem Ordner gegangen, habe ihn darauf hingewiesen, dass dies durchaus als Straftat anzusehen sei, worauf der Ordner kurz und knapp sagte: "Das geht uns nichts an."
Und so kam tatsächlich eine relativ sachlich geführte Diskussion zustande. So ruhig und konzentriert habe ich den Haufen bisher noch nicht erlebt, was mich einerseits erstaunt und auch ein wenig erfreut, das Ergebnis (oben beschrieben) schockierte mich aber gleichermaßen. Da wird dann der Ordner verteidigt, weil er, wenn er allein in den Block geht, "um sein Leben fürchten müsse". Dass es nur einen Ordner für diesen Block gab wird kurzerhand mit fehlendem Geld erklärt. Die Herren der Ultras, die die Polizistin ausgezogen haben, seien in Wirklichkeit ganz liebe Menschen, die keinem was tun würden. Da gäbe es viel schlimmere Gruppierungen (es fielen verschiedene meist rechts-angehauchte Namen)... Nach ca. einer Stunde brach der Lehrer die Diskussion ab, nachdem er eingesehen hat, dass wohl beide Meinungen festgefahren seien.
Kurz vor der Stunde hatte ich mich mit einem Mitschüler unterhalten, nachdem dieser in der ersten Stunde auf den Kommentar, er sei ein Streber (er hatte die beste Klassenarbeit geschrieben - mal wieder), geanwortet hatte, dass er "das hier halt ernst nehme". Er kommt aus der Ukraine, lebt noch nicht allzu lang hier, wird 29 und sieht die Ausbildung als letzte Chance an. Naja, jedenfalls hatte er zum Abschluss der Diskussion folgenden Satz gesagt: "Ihr merkt doch erst was, wenn einer von euch im Rollstuhl sitzt. Gebrochene Nase, blaues Auge, ist doch ****** egal. Aber wenn einer gelähmt ist, dann wars das." Es herschte einen Moment Stille - und dann kam wieder die heutige Jugend: "Ja und? Das passiert halt."
Mich erinnert das an den Film La Haine: "Bis hier hin liefs noch ganz gut. Bis hier hin liefs noch ganz gut..."